Katze Minka und Karin: Ein Streit mit schlimmen Folgen
Minka, eine außerordentlich liebe und gutmütige Katze, ist inzwischen elf Jahre alt und lebt bereits seit Beginn ihres Lebens mit Karin zusammen. Karin hat keinen Partner und ist wohl auch deshalb mit Minka sehr eng verbunden. Wenn Karin ihren weit entfernt lebenden Vater für längere Zeit besucht, reist Minka immer mit.
Minka hat vor drei Jahren ihren ersten epileptischen Anfall bekommen. Karin sagte mir, dass es ihr persönlich damals körperlich sehr schlecht ging. Die Anfälle hielten sich dann aber über die Jahre hinweg in Grenzen. Einige Wochen bevor Karin mich als Tierärztin hinzugezogen hat, haben die Krampfanfälle extrem zugenommen. Minka hatte bis zu drei Anfälle an einem Tag. Trotz schulmedizinscher Behandlung mit Antiepileptika ist keine Besserung eingetreten.
Bei meinem Hausbesuch erzählte mir Karin, dass sie kurze Zeit vor Beginn dieser akuten Phase mit Minka ihren Vater besucht hat. Karin schilderte mir ihren Vater als eine relativ dominante Persönlichkeit. Die Mutter ist bereits vor mehreren Jahren verstorben. Karin fühlt sich seit dem Tod ihrer Mutter sehr für ihren Vater verantwortlich. Während ihres Besuchs kam es zwischen den beiden zu einem sehr heftigen Streit, der bis zum heutigen Tag nicht geschlichtet ist. Karin teilte mir innerlich sehr aufgebracht mit, dass sie nicht mehr bereit sei, sich ihrem Vater unterzuordnen und von ihm erwartet, dass er ihr Respekt und Achtung entgegenbringt.
Ruediger Dahlke sagt in „Krankheit als Symbol“ und in „Krankheit als Sprache der Seele“, dass im Leben eines Epileptikers zwei sehr unterschiedliche Welten in einen Konflikt geraten und aneinander reiben. Es besteht ein Kampf zweier rivalisierender Parteien. Im Anfall entladen sich die gewaltigen inneren Anspannungen, die sich im Rahmen dieser Reibung aufbauen. Minka hat die Anspannung, die Karin seit dieser heftigen Auseinandersetzung durchlebt, gespürt, und in den kurz aufeinanderfolgenden Anfällen zum Ausdruck gebracht.
Quelle zur psychosomatischen Ausdeutung: Ruediger Dahlke, Krankheit als Symbol, C. Bertelsmann Verlag, München 2007 S.274