Bandscheibenvorfall bei Hund „Nicky“*
Mir wurde vor einiger Zeit eine Hündin mit einem Bandscheibenvorfall vorgestellt. Ihre beiden Hinterbeine waren aufgrund einer schlaffen Lähmung zeitweise komplett ausgefallen. Die Hündin wurde zwei Chirurgen vorgestellt. Beide Kollegen haben der Hündin im Falle einer operativen Versorgung nur noch 40 bis 50 Prozent Heilungschancen gegeben.
Die alleinstehende ältere Tierhalterin war bei meinem Hausbesuch in einer extrem schlechten körperlichen und psychischen Verfassung. Sie erzählte mir, dass sie seit vielen Jahren vergeblich versucht, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Viele Beziehungsabbrüche, Todesfälle, schwere Krankheiten und extreme existentielle Sorgen haben ihr fast das Genick gebrochen. Sie vertraute mir an, dass sie seit vielen Jahren versucht, ihren seelischen Schmerz durch einen erhöhten Alkoholkonsum zu bewältigen. Sie berichtete mir auch von starken selbstzerstörerischen Impulsen.
Kurz vor der Erkrankung ihrer Hündin hat sich eine sehr wichtige Freundin von der Tierhalterin getrennt. Diese Freundin hat die Patientenbesitzerin aufgrund ihres Alkoholkonsums und ihrer Lebensuntüchtigkeit massiv angegriffen und beschuldigt, was das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Die Tierhalterin hat sich während unseres gesamten Gesprächs gerechtfertigt.
Psychosomatisch gesehen, steht die Wirbelsäule für Halt und Aufrichtigkeit. Die Bandscheiben repräsentieren den weichen, weiblichen Pol der Wirbelsäule, der beim Bandscheibenvorfall von harten Strukturen gequetscht wird. Bei einem Bandscheibenvorfall ist die Lebensachse des Patienten aus dem Lot geraten. Der Erkrankte leidet oft unter Kleinheits- und Minderwertigkeits-gefühlen. Er hat sich viel zu viel aufgehalst und musste oft aufgrund fehlender Aufrichtigkeit eine Demütigung erfahren. Diese Demütigung versucht er durch Rechthaberei zu kaschieren. In der Lebensgeschichte des Patienten gibt es oft extreme Existenzsorgen, wegen denen sich der Patient krumm biegen muss.
Ich verordnete der Hündin ein homöopathisches Arzneimittel, das bei lang anhaltendem Kummer und bei Trennungen gerne eingesetzt wird. Laut klinischen Beobachtungen soll dieses Arzneimittel Lähmungen der Beine geheilt haben, welche durch Kummer hervorgerufen wurden. Nach einer einmaligen Gabe dieses Arzneimittels in einer sehr hohen Potenz konnte die Hündin nach einer Woche wieder beschwerdefrei laufen.
*Alle Namen sind frei erfunden. Die Tierhalter aller meiner Fallbeschreibungen haben ihre Enwilligung zur Veröffentlichung gegeben.